Helsinki, 14. März – „In einer Zeit, in der populistische Bewegungen immer mehr Macht bekommen, in der wir mitten in Europa den Ukraine-Krieg erleben, ist es wichtiger als je zuvor, über nationale Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten.“ Mit diesen Worten eröffnete die Präsidentin der EUSJA, die aus Finnland stammende Wissenschafts-Journalistin und Radio-Moderatorin Mari Heikkilä die diesjährige Generalversammlung der EUSJA (European Union of Science Journalists Associations).
Der Erfahrungsaustausch zwischen den Länder-Organisationen einschließlich der Diskussion über praktische Fragen wie der ethisch vorbildliche Umgang mit Firmenspenden und Sponsoring stand im Mittelpunkt des ersten Veranstaltungstags. Dieser wurde von einer Exkursion zur weltberühmten Aalto University mit exklusiver Führung abgerundet. Perspektivisch streben die Delegierten der im Jahr 1971 gegründeten Wissenschaftsjournalismus-Organisation einen stärkeren Austausch der Online-Veranstaltungen und ein stärkeres politisches Engagement an. Beispielsweise sagte die irische Organisation zu, ihr Online-Programm auch für Interessent(in)en anderer Länder zu öffnen.
„Wir müssen von der Politik gehört werden und unsere Positionen und Interessen auch in Brüssel stärker wahrnehmen“, forderten mehrere Delegierte während der vielen persönlichen Gespräche.
Infolge der länderübergreifend miserablen Bezahlung freiberuflicher journalistischer Arbeit bestätigten die Teilnehmer(innen) auch in Helsinki einen Trend, der sich in fast allen europäischen Ländern fortgesetzt hat: Die wenigsten Journalist(in)en können davon allein leben und finanzieren ihren Lebensunterhalt auch oder überwiegend als Pressesprecher(innen), über Forschungsaufträge oder ähnliche Tätigkeiten. Daher scheuen sich die Organisationen der meisten Länder seit längerer Zeit nicht mehr, auch andere Multiplikatoren wie Blogger(innen) oder Pressesprecher(innen) aufzunehmen.
Die finnische Wissenschaft-Journalismus-Organisation genießt europaweit eine Sonderstellung, da sie von den jährlichen Tantiemen für die Nutzung wissenschaftlicher Veröffentlichungen in Schulen, Bibliotheken, Universitäten etc. direkt profitiert und sich daher mehrere Angestellte und ein besonders attraktives, teilweise von diesen Einnahmen finanziertes Weiterbildungs- und Mentoring-Programm leisten kann. Von dieser Ausgangslage können die Organisationen anderer Länder nur träumen. Eine Ausnähme ist Spanien, das etwa 500 Mitglieder hat. Im Lagebericht der überwiegend persönlich anwesenden Delegierten war mehrfach die Rede davon, dass die dortigen Aktivitäten nur durch starkes ehrenamtliches Engagement, meist getragen von wenigen Schultern, möglich waren.
Die Corona-Pandemie hat in den meisten Organisationen der Mitgliedsländer Spuren hinterlassen, die bis heute nachwirken. Einer der Sprecher resümierte: „Mit Corona ist sehr viel weggebrochen, die Bereitschaft, sich ehrenamtlich einzusetzen, hat spürbar nachgelassen und es kommen auch viel weniger Menschen zu informativen Veranstaltungen.“