TELI-Jour-fixe: „Zahlen mit Block-Chain – Wunsch und Wirklichkeit“

Dienstag, 27. März 2018, 18:30 Uhr

Bitcoin ist keine Währung, denn für Bitcoins gibt es keine Einlöse-Gewähr, anders als bei Währungssystemen wie Euro, Dollar oder Yen, in denen sich Besitzer symbolischer Zahlungsmittel wie Papier- oder Giralgeld darauf verlassen können, damit im gesamten Währungsraum zahlen oder bezahlt werden zu können. Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert unmissverständlich: „Geld ist das allgemein anerkannte Tausch- und Zahlungsmittel, auf das sich eine Gesellschaft verständigt hat. Ist man durch die Rechtsordnung verpflichtet, das Geld anzunehmen, dient es als gesetzliches Zahlungsmittel, durch das eine Schuld mit rechtlicher Wirkung getilgt werden kann. Im Euro-Währungsgebiet ist Euro-Bargeld das gesetzliche Zahlungsmittel. Im Eurosystem dürfen nur die Zentralbanken Euro-Bargeld schaffen und in Umlauf bringen.“

Genau diese Zentralität ist es, an der sich die Entwickler alternativer, darunter Block-Chain-basierter,  Bezahlsysteme stören. Sie wollen Systeme, die Ende zu Ende, von elektronischer Geldbörse zu elektronischer Geldbörse funktionieren, ohne Zentralinstanz und ohne staatliche Garantien.

Block-Chain ist eine Technik zum dezentralen Verwalten, Transferieren und Speichern von Daten von Wert, darunter elektronisches Ersatz-Geld. Das Beispiel Bitcoin aber zeigt Grenzen der Technik auf. Das „Schürfen“ der Bitcoins kostet mehr als ein Fünftel ihres Wertes, der im Wesentlichen auf Spekulation fußt: Nur jede zehnte Bitcoin ist fürs Bezahlen, zumeist im Darknet, im Umlauf. Und für dieses Bisschen braucht das Bitcoin-System mehr Elektrizität als etwa Kuba. Zwar gibt es alternative Block-Chains, etwa das Etherum-System (das etwa den halben Energiehunger wie Bitcoin hat), doch sind Dezentralität und Kryptographie, beide rechenintensiv, allen Block-Chains gemeinsam, und die Anonymität nur eingeschränkt realisierbar.

Die Referenten

Die Referenten werden im Dialog darlegen, ob Block-Chain-Bezahlsysteme je effizient genug für den milliardenfachen Einsatz beim Bezahlen per Smartphone sein können, ob sie den Bargeld-Umlauf etwa der EU als elektronisches, staatliches Bezahlmittel (Legal Tender) in der Geldmenge M3 ergänzen können, ob sie gar als universelle Weltverrechnungswährung im Sinne des von Sir Richard Keynes ersonnenen „Bancor“ den US-Dollar als Weltleitwährung ablösen können – oder ob sie besser für andere Zwecke als das Bezahlen, beispielsweise als fälschungssichere Dokumentationssysteme für Verträge (smart contracting) oder den industriellen Einsatz im Internet of Things (IoT) taugen:

Lumir Boureanu hat zur Bitcoin-Infrastruktur mit der Entwicklung einer Library für die elektronischen Geldbörsen (Wallets) beigetragen. Heute arbeitet er als CEO / CTO der Compacer GmbH in Gärtingen (ein Tochter-Unternehmen der eurodata-Gruppe), die sich auf die Integration und Automatisierung geschäftskritischer Prozesse spezialisiert hat. Er ist für die Geschäftsführung sowie für die Produktentwicklung und die technologische Strategie des Unternehmens verantwortlich. Als studierter Informatiker, Wirtschaftsinformatiker und MBA entwickelt er neue Ideen, Visionen und Strategien in Verbindung mit digitalen Geschäftsmodellen der Zukunft. Seine Leidenschaft für Architecting, Implementierung und Verbesserung kritischer Business-Prozesse bildet eine stabile Grundlage für Smart Services. Als ehemals aktiver Schachspieler weiß er sehr wohl, wie wichtig es ist, immer einige Züge im Voraus zu planen und mehrere Varianten bereit zu halten. Boureanu ist Mitglied im BITKOM Management Club sowie Vorstandsvorsitzender des Arbeitskreises Smart Services. Darüber hinaus ist er in diversen sozialen Netzwerken aktiv.

 

Carsten Hochschon ist CEO der Münchner Knooing GmbH, die seit 20 Jahren passgenaue IT-Lösungen entwickelt und dabei in einzigartiger Weise agile Strategen, Spezialisten, leidenschaftliche Entwickler, Hidden Champions und Visionäre zusammen führt. Gerade die Innovation im Vertragswesen durch sogenannte Smart Contracts könnte die Zukunft des automatisierten Zahlungsverkehrs für Provisionsmodelle und andere Verträge darstellen. Durch die strikte Einhaltung von mathematischen Gesetzen ist es möglich, die Anzahl der derzeit maschinell verwalteten Verträge, theoretisch ins Unendliche zu skalieren, ohne dafür selber Rechenleistung zur Verfügung zu stellen. Auch die nötige menschliche Arbeitskraft wird durch individuelle Vertragsprogrammierung minimiert. Eine manuelle Kontrolle der Zahlungen ist nicht mehr nötig und eine Nicht-Erfüllung des Vertrages ist ausgeschlossen, in dem etwa Gelder erst bei Vertragserfüllung freigegeben werden.

Marco Szeidenleder, Managing Director der Berliner Pandata GmbH, einem Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen mit den Schwerpunkten Data Intelligence and Digital Innovation. Das Unternehmen entwickelt Smart Data Solutions, um Zahlen in Erkenntnisse zu überführen. Marco Szeidenleder hält einen M. Sc. in European Business der französischen Business School ESCP Europe und war als Informatiker bereits Teil eines Startup-Projekts in Rio de Janeiro sowie als Business Engineer bei Rocket Internet tätig. Bereits in 2013 schrieb er seine Master-Thesis über Bitcoin und hat beim Thema Block-Chain zu einer ZDF-Dokumentation beigetragen.

Weiterführende Links

Für die Block-Chain-Technik gibt es jenseits des Bezahlens eine ganze Reihe von Einsatzgebieten, insbesondere in technisch-wissenschaftlichen Bereichen etwa:

Veranstaltungsort

Internationaler PresseClub München

29. April 2025
  • TELI-Jour-fixe: Quantenmechanik des Lebens 29. April 2025 @ 18:30 - 21:00 PresseClub München e. V., Marienplatz 22, 80331 München, Deutschland

    Die "Quantenmechanik des Lebens" verortet die physikalisch-mathematische Quantentheorie jenseits von Computer-, Krypto- oder Festkörperphysik im biologischen Umfeld. Als „Quantenbiologie“ beschreibt sie das Wirken und Wechselwirken der Quanten in lebenswichtigen Phänomenen, sei es die alles Leben begründende Photosynthese, die Funktion lebensregulierender Enzyme, die erkenntnisgebenden Gaben des Sehens, des Riechens und der Nervenleitung. Wissenschaftler wie Roger Penrose und Stuart Hameroff postulieren sogar, dass die enorme Speicherkapazität des Gehirns auf quantenmechanischen Zuständen basiert, weil quantenmechanische Bits, die Q-Bits, viel mehr Information speichern können als klassische Bits.

    Weiterlesen: https://www.teli.de/teli-jour-fixe-quantenmechanik-des-lebens/

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