
Bericht ĂĽber den November-TELI-Jour-Fixe im MĂĽnchner PresseClub ĂĽber „Drahtlose Sensorik ĂĽber Nahbereichsfunk – Chancen und Probleme“ mit einem zertifizierten Hacker.
Der Referent des Abends, Daniel Scherer vom Fraunhofer-Anwendungszentrum Drahtlose Sensorik in Coburg, hatte sich bescheiden als Informatiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter vorgestellt. Aber schon bald wurde klar: Scherer ist berufsmäßiger, zertifizierter Hacker, damit einer der Guten, die den Bösen Paroli bieten. Und so trat das Thema IT-Sicherheit bei drahtlosen Systemen schnell in den Vordergrund.
Spielwiese Industrie 4.0
„In Produktionsbetrieben spielen drahtlos vernetzte Sensoren vor allem bei der Ăśberwachung des Fertigungsprozesses eine wichtige Rolle und werden dort zunehmend eingesetzt.“ So beschreibt das Anwendungszentrum unter Leitung von Prof. Dr. Thomas Wieland seinen Arbeitsbereich. Das Zentrum ist am IIS Fraunhofer-Institut fĂĽr Integrierte Schaltungen angesiedelt, was einige Mitarbeiter von MĂĽnchner Fraunhofer-Instituten zum Besuch der TELI-Veranstaltung gelockt hatte.

Geschäftsfelder der Coburger sind zum Beispiel Maschinen- und BauwerksĂĽberwachung wie auch Landwirtschaft und Medizin. Aber vor allem Industrie, ist Industrie 4.0 doch sozusagen die „Spielwiese“ des Fraunhofer-Teams.
Verwundbare Sensorik
Das fängt mit nur scheinbar einfachen Dingen an: „Wir arbeiten an guten, intelligenten Werkzeugen fĂĽr Arbeiter in der Automobilindustrie“, schilderte Referent Scherer: Der Akkuschrauber sagt dem Menschen an der Maschine, was und wo er als nächstes schrauben muss. Das beschleunigt die Fertigung natĂĽrlich. Oder die Coburger statten Behälter mit Sensorik aus, die hochgenau die Temperatur im Inneren misst.
Aber Scherer schilderte auch eindrucksvoll, wie verwundbar die Welt der drahtlosen Sensorik (wie der gesamten IT) sein kann. Man mĂĽsse „möglichst sicher entwickeln“. Wobei der Referent betonte, dass der fĂĽr diese Sensorik verwendete Nahbereichsfunk wohl nicht so anfällig ist wie drahtlose Weitverkehrsnetze.
Risiko „mal eben“ …

Trotzdem lauern ĂĽberall die Hacker, und wenn man nicht wachsam ist, können sie eine komplette Maschine abschalten oder auch eine ganze Fertigung lahmlegen. Menschliche Schwächen sind besonders problematisch. Etwa der Mitarbeiter, der den leeren Akku seines privaten Smartphones „mal eben“ am USB-Eingang seiner Maschinensteuerung lädt – und so Schadprogramme in die ganze Fabrik einschleust. Nur ein Beispiel, das Scherer aufzählte.
Drahtlose Sensorik macht’s auch möglich, eine einzige Lampe zu steuern. „Nur – wie updatet man eine solche Lampe?“, fragte der Informatiker. Das Vordringen der IT/Sensorik in die Häuser und Wohnungen – Stichwort Smart Home – ist von der Sicherheit her alles andere als unproblematisch. Vorsicht und Umsicht sind dringend geboten, vermittelte der TELI Jour Fixe.
Der Gau
In der Fragerunde kam auch die Sicherheit „groĂźer“ Leitsysteme, der sogenannten SCADA (Supervisory Control And Data Acquisition), zur Sprache. Vor allem der Zugriff vom BĂĽro-Rechner auf die Leittechnik fĂĽrchten viele Ingenieure wie der Teufel das Weihwasser. Aber darauf basiert die aktuell diskutierte Digitalisierung, beantwortete Referent Scherer eine einschlägige Frage.
„Blackout – Morgen ist es zu spät“ – Marc Elsbergs angejahrtes Buch (2012) ĂĽber einen von Terroristen durch Hacken ausgelösten, groĂźflächigen wie lang anhaltenden Stromausfall erschien plötzlich hochaktuell. Die darin erwähnte Attacke aufs Stromnetz ĂĽber „intelligente“ Haushaltszähler funktioniert zwar wie geschildert nicht. Aber Referent Scherer erwähnte, dass ein solcher Hackerangriff mit andern Mitteln womöglich doch „klappen“ könnte. Ein mulmiges GefĂĽhl beschlich da den einen oder anderen TELI-Gast. Denn „so ein Blackout wäre das Schlimmste, was man sich vorstellen kann“, resĂĽmierte der TELI-Gast.
Organisation, Moderation, Bericht: TELI-Mitglied Gottfried Hiesinger.