DER PLANET DENKT UM – Eine anspruchsvolle Buchpräsentation

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Bericht zur Veranstaltung
DER PLANET DENKT UM – Überleben mit dem Grundgesetz der Natur

Illustre Runde bei der Buchvorstellung des neuen Buchs von Tilman Steiner. (v.l.n.r.: Wolfgang Goede, Tilman, Steiner, Arno Kral, Jean Pütz)
Illustre Runde bei der Buchvorstellung des neuen Buchs von Tilman Steiner. (v.l.n.r.: Wolfgang Goede, Tilman Steiner, Arno Kral, Jean Pütz)

Am Abend der Buchvorstellung von Prof. Dr. Tilman Steiner im renommierten Presseclub München war das Auditorium gut besetzt. Zahlreiche Gäste waren erschienen, um sich mit den Gedanken seines neuen Werks „DER PLANET DENKT UM – Überleben mit dem Grundgesetz der Natur“ auseinanderzusetzen. Die zentrale Frage des Abends lautete: Kann ein Planet denken? Eine gewagte These, die jedoch tiefere philosophische, wissenschaftliche und spirituelle Dimensionen offenbarte.

Moderation und Veranstalter

Die Veranstaltung wurde moderiert von Arno Kral (TELI e.V.) und organisiert vom Regionalkreis Süd TELI e.V.. Ein besonderes Highlight war die Anwesenheit des renommierten Wissenschaftsjournalisten Jean Pütz, der als prominenter Gast an der Diskussion teilnahm.

Ein vielschichtiger Blick auf Schönheit und Beziehungen

Steiner begann seinen Vortrag mit einer persönlichen Reflexion über seine Erlebnisse in der Nachkriegszeit, die ihn schließlich zu der Überzeugung führten, dass Schönheit eine treibende Kraft in der Evolution darstellt. Doch Schönheit allein reiche nicht aus – es seien die daraus entstehenden Beziehungen, die das Leben formen. In diesem Kontext griff Steiner auf das Konzept der Holons von Arthur Koestler zurück. Die Idee, dass jede existierende Einheit gleichzeitig Teil eines größeren Systems und selbst ein Ganzes ist, bildete das Fundament seiner Argumentation. Beziehungen, die sich aus Spannungen zwischen gegensätzlichen Polen entwickeln, treiben die Evolution voran. Diese Wechselwirkungen erzeugen Schwingungen mit kommunikativem Charakter und lassen immer neue, komplexere Strukturen entstehen.

Ein zentraler Gedanke war, dass es in der Natur stets um Gleichgewicht gehe. Spannungen müssen sich ausgleichen – sei es zwischen Beute und Jäger, positiven und negativen Ladungen oder zwischen konkurrierenden Lebensformen. Dieses Gleichgewicht ist die treibende Kraft hinter jeder Entwicklung und Veränderung, denn ohne Gegenspieler kann nichts in Bewegung bleiben. Die Natur regelt sich selbst durch diese Balance, ein Prinzip, das auch in Steiners Überlegungen eine zentrale Rolle spielte.

Steiner wagte dabei den Schritt, Wissenschaft mit Spiritualität zu verbinden. Er beschrieb, wie selbst Stoffwechselprozesse – etwa die Rolle von Darmbakterien – durch eine Art subjektives Schönheitsempfinden gesteuert sein könnten. Was für den Menschen ein genussvolles Essen ist, wird für die Mikroorganismen im Darm zu lebensnotwendiger Nahrung. Dieser mikro- und makrokosmische Blick führte dazu, dass sich das Publikum mit der Idee konfrontiert sah, dass sich das gesamte Universum durch Schönheit und Beziehungen strukturiert.

Die Herausforderung der Quantenmechanik in einem philosophischen Kontext

Ein ambitionierter Teil von Steiners Vortrag war seine Verknüpfung von Quantenmechanik mit Mystik und Spiritualität. Hier wurde es für einige Zuhörer durchaus anspruchsvoll. Der Gedanke, dass Schönheit auf den Prinzipien der Quantenmechanik basiert, forderte gängige Denkgewohnheiten heraus. Einige Gäste fühlten sich offenbar an esoterische Konzepte erinnert, eine Gefahr, der sich Steiner durchaus bewusst war. Dennoch gelang es ihm, sein Publikum auf eine gedankliche Reise mitzunehmen, die von Intuition und Emotionen bis hin zu den kleinsten Einheiten der Physik – den Q-Bits – reichte.

Ein Zuhörer brachte es auf den Punkt, indem er die Verbindung zwischen den Begriffen „Holon“ (Ganzheit) und „heilig“ herstellte. Hierdurch wurde ein zentraler Gedanke des Abends greifbar: Der Kosmos ist durch ein umfassendes Bewusstsein von Ganzheitlichkeit geprägt. Steiner übertrug diesen Gedanken auf die heutige Gesellschaft und betonte die Notwendigkeit, der Natur Rechte und Würde zuzuerkennen. Nur durch ein neues Bewusstsein für unsere Umwelt könne ein nachhaltiges Überleben gesichert werden.

Fazit: Ein intellektuell herausfordernder, aber inspirierender Abend

Die Buchvorstellung war zweifelsohne eine Herausforderung für den Geist. Die Vielschichtigkeit der Thematik, die Verbindung von Philosophie, Naturwissenschaft und Mystik, erforderte hohe Konzentration. Während einige Gäste mit Skepsis auf die esoterisch anmutenden Passagen reagierten, zeigte sich doch eine mehrheitliche Faszination für die interdisziplinäre Denkweise des Autors.

Steiner hat es geschafft, einen faszinierenden Gedankenraum zu eröffnen, in dem Wissenschaft, Spiritualität und Ethik miteinander verschmelzen. Ob man seiner These von der Schönheit als treibender Kraft des Universums zustimmt oder nicht – die Anregung zur Reflexion über unser Verhältnis zur Natur war unbestreitbar. Die Veranstaltung hinterließ ein inspiriertes Publikum, das sich mit neuen Perspektiven auseinandersetzen durfte.

Eine kritische Anmerkung bleibt jedoch: Die Komplexität der vorgestellten Inhalte hätte an manchen Stellen eine präzisere Strukturierung oder vereinfachte Darlegung verdient, um auch jene mitzunehmen, die mit den theoretischen Hintergründen weniger vertraut sind. Dennoch bleibt als Gesamteindruck ein bemerkenswerter Abend, der den Blick für die verborgenen Zusammenhänge unseres Daseins geschärft hat.

Ein Gastbeitrag von Helmut Scheel.