„Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über“ – Jean Pütz, „bekennender Christ“, wie er selbst sagt, redet sich schnell in Fahrt und füllt den Bibelvers mit Leben, wenn es um sein Lieblingsthema geht: die Rettung des Klimas, die Sicherung des Weltfriedens – und was das alles mit Methanol und weniger mit Erdöl zu tun hat, erklärt er wortreich auf dem von TELI-Vorstand Arno Kral sachkundig moderierten TELI-Jour-fixe.
Defossilierung statt Dekarbonisierung – so lautet das Credo von Jean Pütz, der über mehrere Jahrzehnte hinweg die TV-Sendung „Hobbythek“ zu wechselnden Themen über Wissenschaft im Alltag moderiert hatte. „CO2 ist nicht die Wurzel des Problems, sondern dessen Folge“, so der Wissenschaftsjournalist. Je mehr Erdöl verschlissen wird, desto mehr CO2 entsteht. Aber mit der richtigen Technik – wie mit den technologischen Errungenschaften der österreichischen Firma Obrist – sei das gar nicht mehr das größte Problem.
Klimapositive Technologien
Man entzieht – ganz vereinfacht gesagt – der Atmosphäre das CO2, „mischt“ das CO2 mit Sonnenenergie und Wasser (10 Prozent Luftfeuchtigkeit in der Wüste reichen laut Pütz aus) und erhält Methyl-Alkohol, kurz: Methanol, einen Treibstoff, den die Firma Obrist „aFuel“ nennt (das „a“ steht für „atmosphärisch“) und der einen sogar negativen CO2-Abdruck erzeugt. „Unsere Technologie funktioniert wie ein Baum – nur schneller“, bringt es CEO Frank Obrist auf den Punkt.
Das weltweit erste CO2-negative Fahrzeug
Die Besucher des Teli-Jour-fixe können vor Ort das fahrbereite Experimentalfahrzeug von Obrist in Augenschein nehmen. Es handelt sich um ein modifiziertes Model Y von Tesla, das mit einer kleineren, gewichtssparenden Batterie ausgestattet ist und von einem vibrationsarmen Verbrennungs-Motor geladen wird – die Energie wird also besser gebündelt. Das Obrist-Auto bläst beim Fahren nur halb so viel CO2 in die Atmosphäre wie vorher zur Erzeugung des Treibstoffs Methanol der Atmosphäre entzogen worden ist. Und – auch nicht ganz unwichtig – es kostet mit etwa 20.000 Euro nur knapp die Hälfte des originalen Tesla-Models.
Was hat das mit dem Weltfrieden zu tun?
„Alle Wüstenbereiche und brach liegende Böden in sonnenreichen Ländern sind optimal geeignet, die gesamte Weltwirtschaft ausreichend mit regenerativer Energie zu versorgen“, so Obrist weiter, der über 540 Patente hält. Und Jean Pütz bekräftigt: „Nicht fruchtbare Böden wie in Deutschland sollen für Photovoltaik-Anlagen genutzt werden, sondern unfruchtbare Böden“, wie sie im Sonnengürtel der Erde reichlich vorkommen.
Und hier läge der Schlüssel zum Weltfrieden: Alle Länder könnten am wirtschaftlichen Erfolg partizipieren. Obrist könnte die Methanol-erzeugenden Giga Plants, die mit Hilfe von Photovoltaikanlagen Strom-autark arbeiten, an Länder lizensieren, deren Böden zu karg und deren Klima zu heiß für landwirtschaftlichen Anbau sind. So könnten sie an der Produktion von Methanol teilhaben – die jetzt schon weltweit dritthäufigst gehandelte Flüssigkeit, die nicht nur zum Betanken von Autos und Schiffen dienen kann, sondern auch in der Produktion von Textilien wie Polyester zum Einsatz kommt.
Riesige Absatzmärkte für Methanol tun sich auf – die angestrebte Alternative zu fossilen Brennstoffen als primärer Energieträger. Jean Pütz nennt das den „wirtschaftlichen Aufschwung ohne Reue, für den Frieden und für den Wohlstand aller“, wie er es auch in seinem jüngsten Buch propagiert, das anlässlich der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP 28) im November 2023 auch auf Englisch unter dem Titel „Prosperity and Economic Growth without Regrets“ erschienen ist.
Gudrun Kosche
Freie Journalistin und Dozentin aus München
Die Aufzeichnung der Veranstaltung finden Sie unter https://youtu.be/XuMZXTpg7o0
Im Vorfeld der Veranstaltung hat Wolfgang Goede noch EInzelinterviews mit Frank Obrist und Jean Pütz geführt. Diese finden Sie unter https://youtu.be/LKilv25QjBc (Frank Obrist) und https://youtu.be/wFJjCrMHUeA (Jean Pütz).
Unter https://youtu.be/JkInFoDcPmM finden Sie einen Kommentar von Prof. Dr. Tilmann Steiner, Urgestein des Wissenschaftsjournalismus im Bayerischen Fernsehen.