Alles unter einem Netz …

… unter diesem Titel erläuterte Gerhard Kafka, DataConsult, den Fortgang der Vernetzung im und zum Haus respektive der Wohnung im Rahmen eines TELI-Jour-fixes in Zusammenarbeit mit dem Internationalen PresseClub München

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Das intelligente Heim
Das intelligente Heim

München – Die Vernetzung der Welt schreitet unaufhörlich voran. Während den einen der Ausbau der Netzwerke nicht schnell genug geht, mehren sich bei anderen die Bedenken, dass die fortschreitende Vernetzung schlussendlich doch zum gläsernen Bürger führt: Orwell 2.0 also, nur nicht auf diktatorischer, sondern freiwilliger Basis.

Seinen Vortrag begann der gestandene Netzwerk-Profi – er studierte Telekommunikations-Technologie und arbeitete jahrelang als Test-Ingenieur bei Siemen und dann in verschiedenen Positionen bei Knott Elektronik, Halycon International, Dynatech, Tekelec Airtronic, der Telindus GmbH und Quick Eagle Networks bevor er sich als Fachjournalist und Berater selbstständig gemach hatte – mit der Unterscheidung zwischen der In-Haus-Vernetzung und den Zugangs-Netzwerken, Stichworte: DSL und FTTH respektive FTTP.

Hausvernetzung 2015
Hausvernetzung 2015

Während Hersteller und Anbieter die In-Haus-Vernetzung gerne als “intelligentes Heim” oder “Smarthome” bewerben, deren Einrichtung sie dem Wohnungsmieter, Hauseigentümer oder Hausverwalter überlassen wollen, liegt die Zugangs-Technologie eher in politischer Hand, Stichwort “Breitband-Initiative”. Denn die fortschreitende Urbanisation (50 Prozent der Erdenbewohner leben bereits in Städten, in Deutschland fast 70 Prozent) erfordert ein intelligentes Städte-Management – also auch wieder ein Netzwerk-Thema par Excellence.

Hausvernetzung 2025
Hausvernetzung 2025

Als gestandener Netzwerk-Profi weiß Gerhard Kaka allerdings gut Werbliches von Faktischem zu unterscheiden. Beispiel Breitband: Die deutsche Bundesregierung versteht darunter Netzwerke mit wenigstens 1 MBit/s Übertragungsleistung, weshalb sie von 99 Prozent Abdeckung in Deutschland ausgeht. Für eher technisch orientierte Zeitgenossen beginnt Breitband aber erst bei HD-tauglichen 50 MBit/s …

Das intelligente Heim umfasst Kafka zur Folge aber nicht nur die schnelle Internet-Anbindung für Home-Office- und Unterhaltung, sondern die gesamte Palette der elektronischen Helferlein, angefangen vom Energiemanagement über Haushaltsgeräte, Gebäudetechnik- und Sicherheit, Wartung und Monitoring bis hin zur Gesundheitsvorsorge im Rahmen von Ambient Assisted Living (AAL). Wenig Hoffnung machte Kafka dem TELI-Auditorium, was das Energie-Einspar-Potenzial durch den Einsatz “intelligenter” Haushaltsgeräte, fernschaltbar durch die Energie-Versorger: “Wenn das 50 Euro im Jahr zusammen kommen, ist es schon viel”, schmunzelte Kafka und fährt fort: “In keinen Fall überwiegen bei den heutigen Preisen die Einsparungen die Kosten für intelligente Haustechnik.” Bleibt also nur die Nutzer-Gruppe, die für ihren Komfort oder ihre Sicherheit investiert. Und die hat es angesichts des nahezu unüberschaubaren Wusts an Rahmenwerken, Normungen, Bussystemen, Standards und Regulierungen schwer, sich überhaupt erst einmal einen Überblick zu verschaffen. Denn: Die meisten Angebote sind proprietär, so sehr sich die Industrie in Zusammenarbeit mit Normierungs- und Standardisierungs-Gremien um Vereinheitlichung bemühen mag. Am Ende zählt dann doch nur der schnöde Mammon: Der deutsche Smart-Home-Markt soll bis 2020 immerhin ein Volumen von 19 Milliarden Euro erreichen.

Die Broadband Quality Studie erfasst 77 Länder und setzt 11,25/5 MBit/s Down-/Upload-Geschwindigkeit mit höchstens 60 Millisekunden Latenzzeit als Minimal-Voraussetzungen für "Breitband" voraus.
Die Broadband Quality Studie erfasst 77 Länder und setzt 11,25/5 MBit/s Down-/Upload-Geschwindigkeit mit höchstens 60 Millisekunden Latenzzeit als Minimal-Voraussetzungen für “Breitband” voraus.

Zumindest ist eine gewisse Konsolidierung in Sicht, denn die vielen verschiedenen “Smart Services” des Jahres 2015 sollen bis zum Jahr 2025 so zusammenwachsen, dass sie “seamless”, also nahtlos werden. Dieses Zusammenwachsen machen einige Populationen schon heute vor – nicht immer zugunsten der Bürgerrechte auf freie Meinungsäußerung oder Privatsphäre.

Die wahren Breitband-Vorreiter seien Südkorea mit 100-prozentiger Breitband-Erschießung der Haushalte, gefolgt von Hongkong (dort gibt es bereit Gigabit-Anschlüsse für 40 US$ im Monat), Island, der Schweiz und den Vereinigten Arabischen Emiraten; Deutschland liegt im gehobenen Mittelfeld, das Schlusslicht trägt Angola. Dabei wird ein High-Speed-Internet-Anschluss auf dem Land längst schon als Standort-Vorteil (etwa für Call-Center) gewertet. Als Beispiel nannte Kafka dem Markt Oberhausen an der Donau (Link auf webarchiv.org), der unter der Ägide seines Bürgermeisters den Breitband-Ausbau heute schon als Standortvorteil nutzen kann. Bayern hat’s kapiert, meint Kafka, und ein neues Förderprogramm mit einem Volumen von zwei Milliarden Euro aufgelegt (zum Vergleich investiert die Europäische Union gerade mal ein Viertel davon).

Was “smarte Städte” anbelangt, ist Deutschland ebenfalls kein Spitzenreiter (das war vier Jahre lang die Stadt Wien), kann in Europa aber wenigstens München und Frankfurt in den Top-10 platzieren. Einer anderen Studie (IDG) zur Folge ist jedoch Hamburg derzeit Deutschlands smarteste City. Das Thema Smart Cities ist laut Kafka so heiß, dass die Deutsche Messe AG, Ausrichter etwa der CeBit, die 2011 geschlossene Halle 1 für die “Global Cities” wieder beleben will.

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