Dr. Gert Latzel hat nicht nur fast jeden Jour-fixe, jedes Expertengespräch und jede Exkursion des TELI-Regionalkreises Süd mit seiner Anwesenheit beehrt, sondern er zählte zu den wenigen Mitgliedern der Technisch-Literarischen Journalistenvereinigung, die sich für den Verein selbst engagiert und dessen Mitgliederversammlungen besucht hatten. Seine Vitalität war ebenso beeindruckend wie seine zupackende Art. Bis zum Schluss hatte er sich mit seinen für ihn so wichtigen Hobbys beschäftigt und sogar noch kurz vor seinem plötzlichen Ableben einen Beitrag über eine seltene Pflanze geschrieben, von dem er gehofft hatte, dass er in noch veröffentlichen könnte.
Dr. Gert Latzel, Studiendirektor im Ruhestand und wissenschaftlicher Journalist, war am 18.10.1940 geboren in Breslau worden und ist am 16.05.2016 in Riemerling/Hohenbrunn verstorben. Der zweite Weltkrieg zwang seine Eltern und Verwandten aus Schlesien zur Flucht nach Oberfranken, so dass Gert Latzel in der Nähe von Coburg aufgewachsen ist. Sein Vater war Malermeister, der seinen eigenen Handwerksbetrieb geführt hatte, seine Mutter arbeitete als Hebamme. Gert Latzel hat in Coburg das Gymnasium besucht und dieses als Klassenprimus abgeschlossen. Nach der Schule zog es ihn zum Studium der Chemie, Biologie, und Erdkunde für das Lehramt nach Erlangen.
Während dieser Zeit lernte er seine Frau Berta Latzel, Apothekerin, kennen, mit der er 50 Jahre lang verheiratet war. Mit ihr zog er nach München, wo er am Asam-Gymnasium seine Karriere als Lehrer begann. Er war dort auch für die Lehrerausbildung in Chemie, Biologie und Erdkunde zuständig.
Anschließend wechselte er an das Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht (FWU), an dem er Unterrichtsfilme und Materialien für den Unterricht erstellte. Als nächsten Schritt wechselte er an das Staatsinstitut für Schulpädagogik (ISP), nunmehr ISB, an dem er für die Erstellung von Lehrplänen für Gymnasien und in vielen weiteren Arbeitsgebieten zuständig gewesen ist. Diese Arbeit füllte ihn so lange aus, bis er auf eine Professur für Didaktik an die Universität Nürnberg berufen wurde. Als diese Professur nicht weitergeführt wurde, ging er für seine letzten Jahre nach München in den Lehrerdienst zurück und arbeitete am Mädchen-Gymnasium Max-Josef-Stift in München bis zum verdienten Ruhestand.
Danach bereiste er mit seiner Frau viele Länder, darunter Peru, Australien, Nepal, die Seychellen, China, die Mongolei, und viele mehr, zumeist auf Trekking-Touren auf dem Kamel, mit dem Jeep, zu Fuß – und mit viel Zelt. Daneben engagierte er sich als wissenschaftlicher Journalist und ging seinen vielfältigen Hobbys und Engagements nach: Erdgasantriebe, Solarenergie, Glasveredelung, LED-Technologie, Periodensystem, Vögel und Pflanzen, deutsch-polnische Gesellschaft und vieles mehr.
Mit Trauer nehmen wir zur Kenntnis, dass Dr. Gert Latzel, wortgewaltiger Gesprächs- und Diskussionspartner, alerter, gebildeter und eloquenter Freigeist unserer Zeit, nun für immer schweigt.
Arno Kral