Emil Heinz Graul, geb. 29. Dezember 1920, TELI-Mitglied seit 1971, starb am 27. Januar 2005. Er war einer der herausragendsten deutschen Nuklearmediziner.
Sein akademischer Werdegang begann 1940 mit dem Doppelstudium von Physikalischer Chemie und Medizin in Leipzig.
1947, nach dem 2. Weltkrieg, unternahm er eine erste Forschungsreise nach Hiroshima und Nagasaki und schrieb eine Monographie über die verheerende Wirkung der atomaren Strahlung auf den Mensch.
1951 habilitierte er sich an der Universität Münster. Im Jahr 1964 begründete er mit der Environtologie, den Umweltwissenschaften, eine neue universitäre Forschungsrichtung. Heute würde man diese am ehesten und etwas verkürzt als die akademische Betätigung auf dem Gebiet des Umweltschutzes bezeichnen, ein Thema, auf dem er tätig war lange bevor es von den Parteien, heute insbesondere den “Grünen” belegt wurde.
Gottfried Hilscher schrieb 1996 für die TELI-Kommunikation für die Rubrik “Geburtstage” einleitende Worte zu einem ansonsten von Graul selbst verfassten Rückblick:
“In seinen Vorlesungen pflegt er öfters das Zitat anzubringen: Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts! Was Prof. Graul zu seinem 75. sonst noch zu berichten weiß? Lesen Sie’s!”
Prof. Dr. E. H. Graul wurde 75 (Ein Rückblick von ihm selbst)
Es ist richtig, daß ich Ende des Jahres 75 Jahre alt werde, was ich persönlich gar nicht wahrhaben will, weil ich weiterhin beruflich aktiv bin (sowohl in der Forschung als auch in der Klinik). Gott sei Dank gibt es ja große Differenzen zwischen dem kalendarischen und dem biologischen Alter.
Gegenüber der TELI habe ich immer ein chronisch schlechtes Gewissen gehabt. Als “Uralt-Mitglied” war ich in den 60er Jahren sehr aktiv in unserem Verein. Dann habe ich sehr viele Verpflichtungen übernehmen müssen, so daß ich zu vielen Veranstaltungen einfach nicht kommen konnte. Ich hoffe, daß das nun bald anders wird. Das letzte Mal war ich mit TELI-Mitgliedern in Norwegen zusammen (ich glaube, das war 1991 oder 1992).
Journalistisch war ich vielseitig tätig. Meine ersten Anfänge gehen auf das Jahr 1935 zurück, wo ich Erstlingswerke wie “Ins Innere des Atoms” oder “Die Bedeutung der Elektronenröhre im Rundfunk” als 14jähriger (!) geschrieben habe.
Nach dem Krieg habe ich viele Zeitschriften gegründet, darunter auch die erste internationale Atomzeitschrift mit dem Titel “Atompraxis”. Im Deutschen Ärzteblatt habe ich die Hauptschriftleitung für den wissenschaftlichen Teil initiiert und übernommen (derzeitige Auflage über 300.000 Exemplare pro Woche).
Zur Zeit kümmere ich mich intensiv um umweltrelevante Probleme. Hierzu habe ich 1969 in Genf/Davos MEDICEF-International gegründet. Mein Lehrstuhl wurde Anfang der 80er Jahre erweitert und mein Institut trug dann die Bezeichnung “Institut und Klinik für Nuklearmedizin und Environtologie” (Umweltwissenschaften). Hierzu gebe ich auch eine internationale Zeitschrift heraus mit dem Titel “DIRECT-Information – Environmental Science and Future Research”.
Natürlich habe ich auch viele Beiträge in Tageszeitungen, regional und überregional, verfaßt, teilweise unter Pseudonym, viele Interviews im Rundfunk und auch im Fernsehen geführt. Bei der damaligen Mondlandung habe ich in der Eurovisionssendung der ARD als Fachmann mitgewirkt zusammen mit Ernst von Khuon, Siefahrth usw. Schließlich habe ich auch die erste internationale Fortbildungsveranstaltung über Satelliten und Eidophor-Verfahren 1970 veranstaltet. In Deutschland haben daran über 30.000 Ärzte teilgenommen.
Das ist im wesentlichen das, worauf ich persönlichen Wert lege.
“Wir waren die Ersten!” Ein Beitrag von Graul über die Geschichte der Nuklearmedizin im “Wicker-Magazin”
Der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) würdigte seinen 80. Geburtstag mit einer Laudatio: hier klicken.
Axel Fischer (vielen Dank an Bernhard Siegmund für seine Unterstützung)